Die „Kammerer Roßerer“ kommen zum Georgiritt
- hiebl0
- 14. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Volles Haus beim Rittbitten – Neubesetzung des Eisernen Ritters
Kammer. Am Wochenende begaben sich die Vertreter des Traunsteiner St. Georgsverein zum dreizehnten und damit letzten Mal auf die Reise, um für den in der kommenden Woche stattfindenden Georgiritt die Teilnahme zu erbitten. Die „Kammerer Roßerer“ rund um deren Sprecher Hans Jobst bereiteten der Delegation aus Traunstein nicht nur einen herzlichen Empfang, vielmehr sicherten sie Simon Schreiber die Teilnahme und Unterstützung am Ostermontag zu. Außerdem wurde bekannt gegeben, wer heuer in die Rüstung des „Eisernen Ritters“ schlüpfen wird.
„Neben den Landgemeinden Erlstätt und Nußdorf zählt das Rittbitten in Kammer zu den ältesten überhaupt“, informierte Simon Schreiber, der Vorsitzende des St. Georgsvereins und betonte gleichzeitig, „die Kammerer bilden seit jeher den Abschluss unserer Bittgänge, wenngleich wir auch heutzutage mit dem Bus unterwegs sind“. Im Gasthaus zur Post wurde den Gästen aus Traunstein ein herzlicher Empfang bereitet. Im Vorfeld des Abends wurde eine Andacht in der Kammerer Pfarrkirche abgehalten.
Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Trachtenkinder aus Rettenbach sowie der „Alterfinger Zwoagsang“ mit Alois Drechsler und Hermann Ober sowie die Musikanten Theresa Ober, Georg Hartl und Sebastian Reischl gestalteten einen geselligen Abend. Sehr zur Freude der Gäste tanzten, sangen und musizierten sie zwischen den Ansprachen und haben die Gäste auch noch nach dem offiziellen Teil musikalisch unterhalten.
Simon Schreiber freute sich, „dass heuer alle zwölf vorausgegangenen Rittbitten gutbesucht gewesen sind“ und ergänzte, „wenn wir zum Fußball fahren würden dann könnten wir von einem Finale sprechen aber beim Rittbitten ist Kammer der Höhepunkt und etwas ganz besonderes“. Gleichzeitig informierte er, dass man im vergangenen Jahr insgesamt siebenmal bei auswärtigen Umritten beteiligt gewesen sei und man stets auf die Unterstützung der „Kammerer Roßerer“ zählen konnte.
In seiner Ansprache informierte er außerdem, „dass in diesem Jahr weder der Ministerpräsident noch der Kardinal dabei sein werden und wir daher ganz unter uns sind“. Seiner Meinung nach sei es stets eine Ehre, wenn hohe geistliche oder politische Vertreter mit dabei sind aber es auch nicht schlimm sei, wenn dies nicht der Fall ist. „Es ist eine der schönsten und prächtigsten Pferdewallfahrten und gilt als die schönste wiederkehrende Brauchtumsveranstaltung im gesamten Chiemgau“, so der Vorsitzende.
Ganz oben auf der Organisationsagenda steht in diesem Jahr das Thema Sicherheit. Es werden rund 220 Einsatzkräfte für eine sichere Durchführung der Veranstaltung sorgen. „Als kleines Zeichen der Wertschätzung wird es daher heuer auch eine Ehrenkutsche mit Vertretern von Polizei, der Feuerwehr und dem Roten Kreuz geben. „Denn eines ist klar“, stellte Simon Schreiber fest, „ohne deren Unterstützung könnte der Georgiritt nicht durchgeführt werden“.
Weiter gab der Vorsitzende bekannt, dass sich dem Georgiverein in den vergangenen beiden Jahren 150 Neumitglieder angeschlossen haben. „Jeder Mitgliedsbeitrag hilft, das Brauchtum rund um den Georgiritt zu erhalten“. Eine kleine Änderung gibt es heuer bei der Zugaufstellung. Hier wird der Bereich rund um das Firmengelände des Hofbräuhauses Traunstein etwas entzerrt. Gleichzeitig richtete er seinen Dank in Richtung Hans Jobst, „mehr als die Hälfte der Zugführer kommt aus Kammer und dafür danke ich euch sehr“.
„Der neue Eiserne Ritter ist mit Kammer ebenfalls tief verwurzelt“, informierte Simon Schreiber und gab bekannt, dass diese historische Figur in Zukunft von Georg Jobst jun. dargestellt wird. Gleichzeig richtete er einen Dank an den Traunsteiner Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, der „des neue Gwand vom Herold gestiftet hat“, so der sichtlich erfreute Vorsitzende.
Im Anschluss folgte die „offizielle Bittstellung“ die Hans Jobst gerne annahm und seinen Prolog mit den Worten „Wir Kammerer reiten wieder mit“ abschloss. Gleichzeitig ermutigte er die Kammerer sich wieder in großer Zahl am Ritt zu beteiligen. „Es kommt auf jeden Einzelnen an“, betonte er und sicherte den Vertretern aus Traunstein eine „große Schar an Pferden und Reitern“ zu.
„Man kann den Georgiritt nur wirklich verstehen, wenn man mal beim Rittbitten in Kammer war“, stellte Traunsteins Stadtoberhaupt fest und ergänzte, „hier vereinen sich Tradition, Brauchtum und Zusammenhalt, was von Herzen kommt und unsere Art des Lebens darstellt“. Gleichzeitig betonte er, „dass man hundertprozentige Sicherheit nicht garantieren könne aber man alles versucht, um die Veranstaltung so sicher wie möglich zu machen“.
Mit seiner Aussage „die Veranstalterrolle ist ja beim Georgiritt geteilt und das gute Wetter überlassen wir dann der Kirche, weil die ja einen besseren Draht zum Petrus haben“, sorgte Christian Hümmer für einen Lacher im Saal. Traunsteins Stadtpfarrer Konrad Roider erwiderte geschickt, „Garantie kann ich hierfür keine übernehmen, weil die Kirche sind wir ja alle zusammen“. Gleichzeitig freute sich dieser, dass die lange Geschichte des Georgirittes immer wieder aufs Neues fortgeschrieben wird“.
Ein Stück „gelebte Tradition“ wurde den Gästen zum Abschluss der Veranstaltung zu Teil. Einige Mitglieder des St. Georgsvereins verteilten Brotscheiben im Saal. Diese „kleine Geste“ reicht in die Nachkriegsjahre des zweiten Weltkriegs zurück. Die Kammerer Bauern zeigten sich damals gegenüber den verarmten Traunsteinern recht großzügig und haben für die „Bittgänger“ eigens Brot backen lassen, dass beim Rittbitten verteilt wurde. Der Brauch lebt auch heute noch und so hat die Bäckerei Kotter auch in diesem Jahr wieder einige Körbe voller Brot gestiftet, was im Saal verteilt wurde.
Anschließend saßen die Teilnehmer noch bis in die Nacht hinein zusammen, um sich über den Ritt und dessen Geschichten auszutauschen und den Musikanten zu lauschen. Am Ostermontag um 10 Uhr erhebt der Herold (Simon Schreiber) in seinem neuen Gewand auf dem Stadtplatz seinen Stab und gibt das Zeichen zum Aufbruch. Anschließend reiten die Teilnehmer durch die Straßen der Stadt hinauf zum Ettendorfer Kircherl und zurück zum Stadtplatz. Mit dem Georgiritt verbunden ist der Schwertertanz. Dieser Tanz symbolisiert den Sieg des Frühlings über den Winter. Aufführungen sind um 9.30 Uhr und noch einmal um 14 Uhr auf dem Stadtplatz.
Text/Bild: Hubert Hobmaier

In Kammer fand das letzte der 13 Rittbitten für den Georgiritt am Ostermontag statt. Die Bitte zur Beteiligung richtete Simon Schreiber (zweiter von rechts) an Johannes Jobst (rechts), der im Namen der „Kammerer Roßerer“ das Kommen zusagte. Darüber freuten sich auch Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, Stadtpfarrer Konrad Roider und der zweite Vorsitzende des St. Georgsvereins Martin Schweiger (von links nach rechts).
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